Menschenbildern auf der Spur

Jedes Jahr streben wir an mit Klassen der Höheren Handelsschule und der Gymnasialen Oberstufe die Burg Vogelsang in der Eifel zu besuchen. Hier wird einem eindrücklich das Ideal des nationalsozialistischen Menschenbildes vorgestellt und wir können gemeinsam nachdenken: Was ist unser Menschenbild? Für welches Menschenbild setzte ich mich ein und warum? Was ist der Mensch überhaupt und wie ist er gedacht? Eher „Ebenbild Gottes“, „funktionierende Maschine“ oder „homo oeconomicus“? Welche Folgen hat das jeweilige Menschenbild für den Einzelnen und für die Gemeinschaft, für Leben, Lernen und Handeln?

Projekttag zur NS Ordensburg Vogelsang der HöHa und der Kaufmännischen Assistenten, Mai 2023

Sowohl in Vogelsang als auch im Nationalpark bündeln sich zwei der wichtigsten globalen Herausforderungen: Einerseits geht es um den Respekt und die Anerkennung der Würde des Menschen und andererseits um die Bewahrung der Schöpfung.

Worin liegt für mich die Würde und der Wert des Menschen (und mir selbst) begründet? Welche Werte ergeben sich für mich daraus für den Umgang miteinander und welche Konsequenzen hat dies für mein Handeln?

Mit diesen Fragen haben sich die Unterstufen der Höheren Handelsschule und der Kaufmännischen Assistenten für Informationsverarbeitung am 02. Mai 2023 bei Ihrem Projekttag zur Ordensburg Vogelsang in der Eifel auseinandergesetzt. Im Rahmen des Religionsunterrichts wurde das Thema „Menschenbilder“ besprochen. Unter Anleitung von fünf Personen des Seelsorge-Teams im Nationalpark Eifel und Vogelsang des Bistums Aachen haben die fast 100 Schülerinnen und Schüler das Gelände erkundet. Dadurch haben die Lernenden erfahren, wie das Ideal des nationalsozialistischen Menschenbildes auszusehen hat: Körperliche Stärke, absolute Gehorsam, Disziplin und Unterwerfung der Ziele des NS-Regimes. Diese nationalsozialistische Weltanschauung fordert uns heute heraus, das Spezifische des eigenen Menschenbildes in den Blick zu nehmen und sich zu positionieren. Daher wurde den Schülerinnen und Schüler das christliche Verständnis, dass jeder Mensch wertvoll ist, als Orientierungsangebot gegenübergestellt.

Zum Ende des Rundgangs wurden zwei eindrückliche Zitate aus dem Buch „Der Junge muss an die frische Luft“ von Hape Kerkeling thematisiert und diskutiert: „Erkenne Gott und das Gute in jedem Gesicht!“ (S. 21) und „Der Weg zum Glück einer Gesellschaft führt einzig über den gegenseitigen Respekt füreinander. Wer seine Mitmenschen zu Aussätzigen abstempeln will, hat ganz einfach einen miesen Charakter. Jedes Leben ist heilig. Wer das ernsthaft bestreitet, ist in meinen Augen ein erklärter Gegner der Menschlichkeit. Ende der Diskussion! Wenden wir uns wieder amüsanteren Dingen zu.“ (S. 119f)

Dieses christlich geprägte Menschenbild kann helfen, dass man wertschätzender mit sich selbst, aber auch mit anderen umgeht, bewusster und selbstbestimmter lebt und für die eigenen Ansichten einsteht.

Statements von Schülerinnen und Schülern:

„Nach dem Projekttag auf der Burg Vogelsang ist einem noch einmal klarer geworden, wie verabscheuend und krank diese nationalsozialistische Zeit gewesen ist und dass sie wirklich einmal stattgefunden hat.“ (Ali)

„Es ist erstaunlich, dass jeder Soldat so lange kämpfen musste, bis jemand wirklich umfällt. Dass einige Menschen bei den Prüfungen gestorben sind, macht mich fassungslos.“ (Hazal)

„Mich hat die gesamte bauliche Ausrichtung der Anlage beeindruckt, dass man von den Gebäuden aus auf den See und die Berge schaut, damit sich die Menschen dort als etwas Besonderes fühlten.“ (Mustafa)

„Es ist unglaublich, dass das Schwimmbad noch genutzt wird, wo auch die Soldaten ausgebildet wurden.“ (Aleyna)

„Ich finde es krass, dass die Soldaten keine ruhige Ecke hatten, sondern überall belauscht und gesehen wurden". (Hazal)

„Am meisten hat mich beeindruckt, dass jede Statue, jedes Bild und jede Figur eines perfekten Menschen nach nationalsozialistischer Ansicht aus heutiger Perspektive so inhuman aufgebaut und dargestellt wurde.“ (Erik)

Text: Tessa Maubach

Fotos: Jörg Grove

Exkursion zur NS Ordensburg Vogelsang – Jahrgangsstufe 11 der Gymnasialen Oberstufe, März 2023

Welche Absichten verfolgten die Nationalsozialisten mit dem Bau der Ordensburg Vogelsang? Nach welchen Vorstellungen sollten Menschen dort ausgebildet werden? Welches Menschenbild liegt der die Ideologie der Nationalsozialisten zu Grunde?

Diese Fragestellungen begleiteten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 bei Ihrem Exkursionstag zur Ordensburg Vogelsang in der Eifel im Rahmen des Religionsunterrichtes. Bei einem intensiven, von Fachkräften der IP Vogelsang geleiteten Rundgang im Gelände konnten sie hautnah erfahren, was es bedeutete, sich in den Dienst der nationalsozialistischen Bewegung zu stellen: z.B. Aufgabe einer individuellen Lebensführung, allein körperliche Stärke zählt, Manipulation und Überwachung aller Gedanken und Handlungen, Herrenmenschenideologie, absolute Gehorsamsforderung, Disziplin und Unterwerfung unter den Zielen des NS Regimes – alles mit dem Ziel „den neuen Menschen“ nach nationalsozialistischen Vorstellungen zu schaffen.

All dies ist weit entfernt von einem christlichen Menschenbild, das gerade nicht die Perfektion eines Menschen herausstellt, sondern seine Individualität, die Möglichkeit des Scheiterns und der Unvollkommenheit miteinschließt und den Menschen in Beziehung zu seinem Nächsten und zu Gott sieht.

Ein lohnender Lernort!

Statements von Schülerinnen und Schülern:

„Ich fand es krass, dass man „den idealen Menschen“ überall im Gelände sehen konnte. Vor allem die Figur mit der Fackel war sehr beeindruckend. Es ist mir erst vor Ort richtig bewusstgeworden, auf was Hitler aufbauen wollte.“ (Ann)

„Erst wenn man dort ist, erscheint es einem wirklich real, dass es diese Zeit mal wirklich gab.“ (Plamedie)

„Die Anlage in Vogelsang hat uns eindrucksvolle Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus vermittelt. Durch die Führung wurde besonders die Verachtung von Juden, Homosexuellen, Sinti und Roma sowie Menschen mit Behinderung deutlich gemacht. Es wurde auf die Assoziationen von uns Schülerinnen und Schülern eingegangen und diese aufgeklärt. Erst dort in Vogelsang ist mir bewusstgeworden wie barbarisch diese Zeit war. – So einen Ort muss man erleben und sehen, um es wirklich zu verstehen.“

„Mir hat es sehr gefallen, dass Vorort Fotos gezeigt wurden, wie die Burg zur Nazizeit benutzt wurde. Man konnte es dann gut mit heute vergleichen.“

„Es ist unglaublich erschütternd zu sehen, wie die Nazis ihre Ideologie ausführten. Es ist faszinierend, wie gut erhalten einige Infrastrukturen der Anlage sind.“

„In so einem Ort zu sein und zu wissen, was in der Geschichte in diesem Ort passiert ist, ist sehr interessant. Die Denkweise in der damaligen Zeit ist jetzt für uns unvorstellbar und fast nicht nachvollziehbar. Die in der damaligen Zeit „kleinsten Strafen“ sind für uns schon heute schrecklich vorzustellen.“

„Ich fand es sehr cool zu sehen, wie alles dafür ausgerichtet war, dass die Soldaten „bestmöglich“ ausgebildet wurden (Fackelträger von überall zu sehen). Außerdem finde ich erstaunlich, dass die Anlage noch so gut erhalten ist.“ (Clemens)

„Mich hat es verwundert, dass in dem Schwimmbad heutzutage noch Schwimmunterricht praktiziert wird. Außerdem war das Kino (von den Belgiern erbaut) sehr beeindruckend, da man auch ein leises Flüstern im ganzen Saal hörte.“

Alle Fotos von Michael Pfeiffer, Vogelsang IP

Projekttag 2019

Auch in diesem Jahr sind wir mit fünf Unterstufen-Klassen zur Ordensburg Vogelsang in die Eifel gefahren. Bei strahlendem Sonnenschein wurde hier das große Gelände in Kleingruppen erkundet, stets unter dem Aspekt: Dies ist ein Ort der Täter! Inwieweit hat dies Einfluss auf das Menschenbild?

Die Schülerinnen und Schüler haben das Menschenbild im Nationalsozialismus mit seinen Werten in die Gegenwart transferiert. Was hieß Erziehung und Formierung früher? Welche Aspekte sind heute wichtig?

Die gesammelten Eindrücke werden im Religionsunterricht weiter vertieft: Was hat Vogelsang noch – oder gerade – mit mir zu tun? Welches Menschenbild habe ich?

(Hannah Dinninghoff)

Projekttag 2018

Der traditionelle Projekttag Religion der Unterstufenklassen der Höheren Handelsschule fand dieses Jahr nicht bei uns im Haus statt. Am 1. März fuhren alle Schülerinnen und Schüler der Klassen H19, H29, H39, H49 und I30 zur ehemaligen Ordensburg Vogelsang in die Eifel. Gemeinsam mit den Bildungsreferenten der Akademie Vogelsang IP haben wir uns dem Thema „Menschenbilder – damals und heute“ genähert.

Bei der ganztägigen Veranstaltung auf Burg Vogelsang wurden neben einem Rundgang über das Gelände die Eindrücke zum Menschenbild der Nationalsozialisten in Kleingruppen analysiert, reflektiert und kreativ bearbeitet.

Die Erfahrungen und Arbeitsergebnisse des Projekttages werden im Religionsunterricht weiter bearbeitet.

(F. Keden-Obrikat)

nach oben